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Wer bei Polizei, Feuerwehr oder Bundeswehr arbeitet, ist psychischen Extremsituationen besonders häufig ausgesetzt. Wir erklären, wie PTBS bei Einsatzkräften entsteht, wie man sie erkennt, behandelt und ihr vorbeugen kann.
Veröffentlicht am 24. Juli 2025

Stark sein, schnell handeln, in Extremsituationen funktionieren – das ist für viele Berufsgruppen mit hoher Verantwortung Alltag. Doch nicht immer bleibt das Erlebte ohne Folgen. Insbesondere bei Einsatzkräften tritt eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) deutlich häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung – und das ist kaum überraschend. Eindrücke, die sich tief ins Gedächtnis brennen, belastende Extremsituationen und ein ständiger Alarmzustand hinterlassen Spuren. Diese Belastungen wirken oft lange nach. Ohne gezielte Hilfe kann die Störung den Alltag und auch das Berufsleben stark beeinträchtigen.
PTBS kann sich auf vielfältige Weise äußern: emotional, körperlich und im Verhalten. Die Symptome treten nicht immer sofort auf, sondern können sich auch verzögert entwickeln. Häufige Anzeichen von PTBS sind:
Eine Berufsgruppe, die häufig belastenden Situationen ausgesetzt ist, sind Polizisten. Von verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen bis hin zu direktem Kontakt zu Unfallopfern und Angehörigen – belastende Ereignisse gehören oft zum Arbeitsalltag bei der Polizei. Nicht selten führt diese Mehrfachbelastung und die wiederholte Konfrontation mit traumatisierenden Erlebnissen zur Entwicklung einer PTBS bei Polizisten.
Im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen wie Soldaten oder Rettungssanitätern wird PTBS bei Polizisten jedoch deutlich seltener als Dienstunfall oder Berufskrankheit anerkannt. Die Anerkennung ist oft mit erheblichen Hürden verbunden. Gefordert werden unter anderem die genaue Bestimmbarkeit des auslösenden Ereignisses, eine äußere Einwirkung sowie der Nachweis eines klaren kausalen Zusammenhangs zwischen Ereignis und Erkrankung. Viele betroffene Polizisten zögern, sich bei Anzeichen einer PTBS Hilfe zu suchen – aus Angst vor beruflichen Nachteilen oder Stigmatisierung. Dabei kann eine rechtzeitige therapeutische Unterstützung entscheidend zur Stabilisierung und Rückkehr in den Beruf beitragen.
Insbesondere Auslandseinsätze hinterlassen bei Soldaten oft tiefe Spuren. Die permanente Bedrohungslage, das Erleben von Gewalt, der Verlust von Kameraden oder der Anblick schwerer Verwundungen gehören zu den extremen Belastungen im Einsatz. Auch die Tatsache, in bestimmten Situationen selbst Gewalt anwenden zu müssen, stellt für viele Soldaten eine enorme psychische Herausforderung dar. Eine Posttraumatische Belastungsstörung bei Soldaten ist keine Seltenheit – doch sie wird häufig lange nicht erkannt oder nicht benannt. Viele Soldaten schweigen über ihre Erfahrungen, aus Angst vor Stigmatisierung oder aus dem Gefühl heraus, stark sein zu müssen. Gespräche mit Kameraden, Vorgesetzten oder im privaten Umfeld bleiben oft aus, manchmal sogar über Jahre hinweg. Mehr gesellschaftliches Verständnis für PTBS bei Soldaten ist daher ebenso wichtig wie ein niederschwelliger Zugang zu therapeutischer Hilfe. Die Bundeswehr bietet inzwischen verschiedene Unterstützungsangebote an: von der medizinischen Betreuung über psychosoziale Beratung bis hin zu spezialisierten Therapiezentren zur Behandlung von PTBS bei Soldaten.
Auch bei Angehörigen der Feuerwehr ist die Entwicklung einer PTBS keine Seltenheit. Immer wieder sind Feuerwehrkräfte mit Situationen konfrontiert, in denen Menschen zu Schaden oder sogar ums Leben kommen. Brände, schwere Verkehrsunfälle, eingeklemmte oder verstorbene Personen – all diese Eindrücke prägen sich tief ein und wirken oft lange nach, bis hin zu einer PTBS. Häufig entsteht eine PTBS bei Feuerwehrleuten durch die Kombination aus akutem Stress, emotionaler Überforderung und dem Gefühl, trotz maximalem Einsatz nicht helfen zu können. Wie bei anderen Einsatzberufen zeigt sich auch hier: Wer ständig unter Hochdruck arbeitet und mit dramatischen Szenarien konfrontiert wird, trägt ein erhöhtes Risiko für psychische Spätfolgen. Umso wichtiger ist es, Belastung ernst zu nehmen und entsprechende Hilfsangebote frühzeitig zu nutzen.
Obwohl PTBS für viele Einsatzkräfte ein ernstzunehmendes Berufsrisiko, wird das Thema oft verdrängt oder tabuisiert. Die Enttabuisierung und das bewusste Wahrnehmen psychischer Belastungen sind erste wichtige Schritte, um PTBS frühzeitig zu erkennen und vorzubeugen. PTBS-Prävention bei Einsatzkräften beginnt mit Aufklärung und offener Kommunikation. Lehrgänge zur Stressbewältigung, Früherkennung und Selbstfürsorge sollten aktiv genutzt werden – nicht nur zur Information, sondern auch als Raum für Austausch. Ein offener Dialog im Kollegenkreis kann dabei helfen, belastende Einsätze besser zu verarbeiten und Symptome von PTBS früh zu deuten. Auch das persönliche Umfeld spielt eine wichtige Rolle. Angehörige von Polizisten, Feuerwehrkräften oder Soldaten, die für das Thema PTBS sensibilisiert sind, können Veränderungen oft früh wahrnehmen und zur frühzeitigen Hilfe ermutigen.
Was im Alltag zusätzlich helfen kann:
PTBS ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die professioneller Hilfe bedarf. Die positive Nachricht ist: Eine PTBS kann gut behandelt werden. Der erste Schritt ist eine fundierte Diagnose durch erfahrene Fachkräfte, um Symptome und Hintergründe individuell zu erfassen. Im Mittelpunkt der PTBS Behandlung steht in der Regel die Psychotherapie. Sie kann dabei helfen, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten, emotionale Stabilität zurückzugewinnen und den Alltag wieder bewältigbar zu machen. Verfahren wie Verhaltenstherapie oder EMDR haben sich als besonders wirksam erwiesen, um belastende Erinnerungen besser einzuordnen, Reiz-Reaktionsmuster zu verstehen und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
In der Habichtswald Privat-Klinik bieten wir ein ganzheitliches Therapiekonzept für die Behandlung von PTBS an. Neben psychotherapeutischen Methoden wie Verhaltenstherapie und EMDR kommen auch achtsamkeitsbasierte Verfahren, Körpertherapie sowie kreative Ansätze wie Kunst- und Musiktherapie zum Einsatz. Bei Bedarf wird die Therapie durch medikamentöse Begleitung ergänzt. Unser interdisziplinäres Team begleitet Patienten individuell – in einem geschützten und ressourcenschonenden Umfeld. So unterstützen wir Soldaten, Polizisten, Feuerwehrkräfte und andere Einsatzkräfte dabei, nach traumatischen Erlebnissen Schritt für Schritt in ihren Alltag und Berufsalltag zurückzufinden.
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Bei Fragen oder Anliegen zur Behandlung von PTBS in der Habichtswald Privat-Klinik Kassel sind wir gerne für Sie da. Wir freuen uns darauf, Ihnen weiterzuhelfen und von Ihnen zu hören!
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